Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.

Thessalonicher 3,5

Viel ist passiert in diesem Sommer! Mit dem Wort aus Apg. 17,27 „Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns.“ entließ Abigajil Bock uns in der letzten Ausgabe in die Sommerferien.

Und tatsächlich: Viele von uns fuhren in den Urlaub und erholten sich am Strand oder beim Wandern in den Bergen. Andere hingegen fuhren an die Ahr und in die Eifel – um zu helfen! Niemand konnte ahnen oder vorhersagen, welch eine Naturkatastrophe sich im Juli dort ereignen sollte.

Fassungslos höre ich die Geschichten von Menschen auch in meinem Umfeld: Menschen auf Dächern, die stundenlang im Regen ausharren. Menschen, die von den Fluten mitgerissen wurden, ihr Leben verloren oder überlebten. Unsere Kirchenglocken läuteten auch für sie! Und dann: Menschen, die danach (auch aus unserer Gemeinde) einfach aufbrechen, Essen und/oder Geräte einsammeln und nach Schuld, Sinzig und sonst wohin fahren, um den Menschen zu helfen, ihre Solidarität zu zeigen, Trost zu spenden, Kraft und Hoffnung zu bringen.

Noch lange werden wir die Auswirkungen dieser Katastrophe zu spüren haben – ganz besonders diejenigen, die existenziell betroffen und traumatisiert sind. – Mich persönlich berühren die Geschichten sehr. Ist nicht genau das Ausdruck christlicher Nächstenliebe, wenn man sich einfach ins Auto setzt und etwas tut? Sich Zeit nimmt und hilft? Ist nicht genau das Ausdruck dessen, was Paulus an die Thessalonicher schreibt: Zeichen auf die Liebe Gottes ausgerichteter Herzen – und dies ungeachtet dessen, wie bewusst oder unbewusst hier „für Gott“ gehandelt wurde? Es ist schlicht menschlich, sagen sie. Und klar, wir hätten es alle gemacht. Manch einer bekommt vielleicht ein schlechtes Gewissen: Ich bin nicht an die Ahr gefahren. Ich konnte nichts spenden. – Sie können immer noch etwas tun! Jedes Gebet, jedes ermunternde Wort, jede noch so kleine Geste hilft. Und zeigt die Liebe Gottes als Hoffnungsschimmer und Kraftquelle. Christus zu denen bringen, die auf ihn am dringendsten warten.

Ich schreibe diese Zeilen an einem der wärmsten Sommertage mit 30 Grad. „Warten auf Christus“ verbinden wir wohl eher mit Weihnachten. Und so langsam werden die Tage ja auch kürzer, die Nächte länger, die Temperaturen werden wieder sinken und Nikoläuse und Dominosteine sind längst in den Supermärkten angekommen. – Warten auf Christus, darauf das Herz auszurichten bedeutet mehr als die Vorbereitung auf Weihnachten. Auf Christus warten, das können und tun wir 365 Tage im Jahr. Ganz viele Menschen um uns herum tun es. Und wir als Christinnen und Christen können IHN – Christus – zu denjenigen bringen, die ihn gerade so nötig brauchen. Wer weiß, wann wir uns in einer solchen Lage befinden. Dann sind auch wir froh, wenn uns jemand mit Gottes Liebe begegnet, sie uns bringt und mit ihr beschenkt. Wo das passiert, wird Weihnachten auch dann, wenn noch gar kein Weihnachten ist.

Ihr Holger Werries

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